Was im Leben wirklich wichtig ist?
In dem Segment „Besser Leben“, „noch mehr Glück“ und sonstiger „WooWoo“, in dem wir uns mit „So ist gut“ ja auch ein bisschen bewegen, gibt es zu viele „Fake“-Geschichten.
Da wird dir erzählt, dass ein buddhistischer Mönch dieses oder jenes erzählt hat und du jetzt deswegen genau „X“, „Y“ oder „Z“ machen musst, damit dein Leben ach so erfolgreich verläuft. Bullshit.
Gerne werden aber auch Professorinnen und Professoren für Lebensweisheiten herangezogen. Aufgrund ihrer vermeintlichen fachlichen Autorität sind dann die von den „Profs“ dargelegten Ideen das „non plus ultra“ für dein künftiges tolles Leben. Ebenso Bullshit, oder?
Und manchmal funktioniert es doch. Wenn du dich schon länger z.B. mit Zeitmanagement beschäftigst, dann ist dir möglicherweise auch schon einmal die Geschichte mit dem Professor über den Weg gelaufen, der Steine, Kieselsteine und Sand in ein Gefäß füllt.
Mal ist es ein BWL-Professor, mal ein Professor für „Zeitmanagement“ (gibt es das überhaupt?) und manchmal auch ein Philosophieprofessor. Es ist aber immer ein Mann – auch eigentlich nicht mehr zeitgemäß.
Und ich bin mir sehr sicher, dass die Geschichte erstunken und erlogen ist. Aber nicht böswillig, sondern für einen guten Zweck.
Denn die Geschichte von dem Professor und seinem Glas soll dir ein besseres Bild davon geben, was im Leben wichtig ist. Und warum es wichtig ist, dass du weißt, welche Dinge das in deinem Leben sind.
Wenn du die Geschichte lieber in einem kurzen Video sehen möchtest (auf englisch), dann kannst du dir das Video hier auf YouTube ansehen:
Ansonsten gebe ich die Geschichte hier auch noch einmal sinngemäß wieder:
Der Professor und das Gurkenglas
Ein Philosophieprofessor stand vor seinen Student:innen und hatte ein paar Dinge vor sich liegen. Als der Unterricht begann, nahm er ein großes leeres Gurkenglas und füllte es bis zum Rand mit großen Steinen.
Anschließend fragte er seine Student:innen, ob das Glas voll sei. Sie stimmten ihm zu.
Der Professor nahm dann eine Schachtel mit Kieselsteinen, schüttete sie in das Glas und schüttelte es leicht. Die Kieselsteine rollten in die Zwischenräume der größeren Steine. Dann fragte er seine Student:innen erneut, ob das Glas jetzt voll sei. Sie stimmten wieder zu und lachten.
Dann griff der Professor nach einer Schachtel mit Sand und schüttete ihn in das Glas. Der Sand füllte die letzten Zwischenraume im Glas aus.
Der Professor sagte schließlich zu seinen Student:innen:
„Ich möchte, dass Sie erkennen, dass dieses Glas wie Ihr Leben ist! Die Steine sind die wichtigen Dinge im Leben. Ihre Familie, Ihr Partner, Ihre Gesundheit, Ihre Kinder: Dinge, die – wenn alles andere wegfiele und nur sie übrig blieben – Ihr Leben immer noch erfüllen würden.
Die Kieselsteine sind andere, auch wichtige Dinge, wie Ihre Arbeit, Ihre Wohnung, Ihr Haus oder Ihr Auto. Der Sand symbolisiert die kleinen Dinge im Leben. Wenn Sie den Sand zuerst in das Glas füllen, bleibt kein Raum für die Kieselsteine oder die großen Steine.
So ist es auch in Ihrem Leben: Wenn Sie all Ihre Energie für die kleinen Dinge in Ihrem Leben aufwenden, haben Sie für die großen keine mehr. Achten Sie daher auf die wichtigen Dinge, nehmen Sie sich Zeit für Ihre Kinder oder Ihren Partner, achten Sie auf Ihre Gesundheit. Es wird noch genug Zeit geben für Arbeit, Haushalt, Partys und so weiter. Achten Sie zuerst auf die großen Steine – sie sind es, die wirklich zählen. Der Rest ist nur Sand.“
Wenn du dir das Video ansiehst, wirst du außerdem noch sehen, dass immer auch noch ein Bier reinpasst. In das Glas.
Woher kommt die Geschichte denn „eigentlich“?
Dass die Geschichte nicht „wahr“ ist bzw. so nicht stattgefunden hat, scheint auf der Hand zu liegen. Sie wird so oft wiedergegeben – immer in leicht anderen Variationen – und niemals wird die eigentliche Quelle angegeben. Ist ja schon komisch. Wenn du im Internet nach „Professor“ und „Rocks, Pebbles and Sand“ suchst, dann wirst du etliche Versionen dieser vermeintlich wahren Geschichte finden. Wahr ist daran aber wohl nichts.
Wir haben uns dann mal auf die Suche begeben und wollten den wahren Ursprung der Geschichte ausfindig machen. Einen wirklichen Beleg haben wir nicht.
Ein guter Tipp kam dann aus unserem eigenen Team. Denn die Professoren-Geschichte stand schon in der 1. Auflage von dem Buch „Das Bumerang-Prinzip: Mehr Zeit fürs Glück“ von Lothar Seiwert. Hier ein Original-Foto unserer Buchausgabe:

Ohne Lothar Seiwert und sein Werk schmälern zu wollen…er hat damals in dem Buch doch recht viel von „Stephen R. Covey“ abgekupfert. Der ist dir vielleicht durch sein wirklich gutes Buch „Die 7 Wege zur Effektivität“(Stichwort: „Die Säge schärfen“) bekannt. Und das gab uns dann den entscheidenden Hinweis.
Denn bei der weiteren Recherche sind wir dann auf ein Video von Stephen R. Covey von 1994 gestoßen:
In dem sog. „Big Rocks“-Video erzählt er die Geschichte nicht, sondern führt sie selbst in einem Seminar mit einer Teilnehmerin durch. Das Video ist im Gegensatz zur späteren „Rocks, Pebbles and Sand“-Geschichte nicht ganz so differenziert, dafür aber wesentlich sympathischer.
Und viele meinen, dass die Geschichte von dem Professor also eigentlich auf der Idee von Stephen R. Covey basiert. Aber wer weiß das schon genau…
Die Moral von der Geschicht’
Es kommt in diesem Fall nicht darauf, ob die Geschichte echt ist oder nicht. Wir wissen ja auch von vielen Geschichten aus der Bibel nicht, ob sie stattgefunden haben oder nicht. Ich habe da so meine Zweifel. 😬
Die Geschichte von dem Professor macht in einfacher Weise deutlich, warum wir uns im Alltag nicht von dem vielen „Klein-Klein“ bestimmen lassen sollten. „First things first“ – das ist ein guter Wahlspruch.
Und doch wissen wir auch, dass der Alltag uns manchmal überrennt und wir unseren Kompass erst wiederfinden müssen, um uns wieder an den Dingen zu orientieren, die wirklich wichtig sind.
Und jetzt mal „Hand aufs Herz“: Kennst du deine „Big Rocks“? Die Dinge, die für dich im Leben wirklich wichtig sind? Wenn nicht oder nicht genau…dann wäre dieser Sonntag vielleicht doch eine gute Gelegenheit, dir darüber einmal Gedanken zu machen.
Apropos…für uns ist Gesundheit und auch Fitness auch wirklich wichtig. Ein Big Rock sozusagen. Nur, dass einige von uns (wie Niels sagen würde), einfach ein paar Jahre vergessen haben, ins Fitness-Studio zu gehen. 😂.